Viele Eltern werden im Verlauf der Entwicklung ihrer Kinder zwischen drei und sechs Jahren damit konfrontiert, dass sie gegenseitig ihre Körper untersuchen und entdecken möchten. Doktorspiele
nennt man es, wenn Kinder gegenseitig ihren Körper erkunden, sich ausziehen, untersuchen und ihre Geschlechtsteile zeigen. Die kindliche Neugier ist vollkommen normal und sollte grundsätzlich
nicht unterbunden werden.
Dennoch sind viele Eltern verunsichert, wie sie mit diesem Verhalten umgehen sollen. Welches Verhalten ist normal? Wann sollten die Eltern eingreifen? Welche Regeln sollten gelten, damit keine Grenzen überschritten werden?
Gerne gebe ich Ihnen ein paar Faustregeln, damit Sie mit dem Doktorspiel ihrer Kinder gelassen umgehen können:
Gleiches Alter
Kinder, die gemeinsam den Körper erkunden, sollten ungefähr im selben Alter und auf demselben Entwicklungsstand sein. So kann verhindert werden, dass ein Machtgefälle entsteht in dem das eine
Kind dem anderen sagt, was es zu tun hat. D.h. zum Beispiel ein fünfjähriges Kind sollte nicht mit seinem einjährigen Geschwister Doktorspiele spielen, da sie auf einem ganz unterschiedlichen
Entwicklungsstand sind und sich das einjährige Kind sicherlich noch nicht adäquat äussern und abgrenzen kann, wenn ihm etwas unangenehm ist.
Freiwilligkeit / Wohlbefinden
Doktorspiele dürfen nur im gegenseitigen Einverständnis gespielt werden. Kein Kind darf zu einem solchen Spiel gedrängt werden. Wenn einem Kind etwas unangenehm ist, soll es dies sagen. Eltern
können hier beim Erklären der Regeln einen Vorschlag machen: „Wenn dir etwas unangenehm ist oder du etwas nicht machen möchtest sagst du‚ Stopp, das mag ich nicht“. Ein Nein oder Stopp muss
sofort akzeptiert werden.
Gegenstände einführen verboten
Damit niemand verletzt wird finde ich folgende Regel hilfreich (und die Kinder können sie sich gut merken): Es dürfen keine Gegenstände oder sonstiges in eine Körperöffnung geschoben werden. D.h.
man darf nichts in Nase, Ohr, Mund, Po oder Vagina/Penis einführen.
Wie Sie vielleicht herauslesen, geht es beim Doktorspielen auch um das Thema Nähe und Distanz. Die Kinder sind mit der Frage konfrontiert, welche Nähe ihnen angenehm ist und wann es für sie unangenehm wird. Für die Kinder ist es sehr wichtig zu lernen, sich abzugrenzen, wenn sie sich nicht mehr wohl fühlen. Wenn ein Kind für sich einstehen kann und klar äussern kann, wenn ihm etwas nicht gefällt oder zu weit geht, kann die Wahrscheinlichkeit minimiert werden, dass Grenzüberschreitungen passieren. Ich empfehle Ihnen deshalb, mit ihrem Kind dieses Thema frühzeitig anzusprechen. Sehr gut geeignet dafür sind passende Bücher. Zum Beispiel folgende:
- Das grosse und das kleine Nein (G. Braun, D. Wolters)
- Kein Küsschen auf Kommando (M. Mebes)
- Mein Körper gehört mir (D. Geisler)
Ich wünsche Ihnen viel Gelassenheit im Umgang mit den Doktorspielen.
Bei Fragen oder Anregungen dürfen Sie gerne per Mail auf mich zukommen.