Erziehung ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Jede Mutter und jeder Vater hat selbst sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die zum Teil prägend waren und es gibt viele Ansichten, wie
man ein Kind erziehen sollte. Die wenigsten Elternpaare machen sich konkrete Gedanken, wie sie ihr Kind erziehen möchten. Meistens entstehen die Diskussionen dann, wenn das Kind da ist und man
Situationen ausgesetzt ist, die einer Reaktion bedürfen oder Konflikte entstehen, weil man sich uneinig ist, wie man eine Situation handhaben sollte.
Ich finde, wenn wir darüber diskutieren wollen, wie wir die Kinder erziehen möchten, müssen wir uns zuerst fragen, was unser Ziel in der Erziehung ist. Denn erst wenn wir das „Ziel“ definiert haben, können wir über geeignete Massnahmen diskutieren. Die allermeisten Eltern denen ich begegnet bin, antworten auf diese Frage entweder mit: „Ich möchte, dass mein Kind ein zufriedenes und glückliches Leben führt und gesund bleibt“ oder mit „Ich möchte, dass mein Kind selbständig durchs Leben gehen kann und einen guten Beruf/Arbeit hat“.
In der Pädagogik teilt man oft in vier verschiedene Erziehungsstile ein:
- Permissiver / verwöhnender Erziehungsstil: Die Eltern halten sich sehr zurück und setzen den Kindern kaum Grenzen und schränken sie nicht ein. Sie zeigen eine sehr hohe Akzeptanz des
kindlichen Verhaltens und es werden sehr selten Kontrollen oder Konsequenzen ausgeübt.
- Autoritativer Erziehungsstil: Die Eltern zeigen den Kindern gegenüber ein hohes Ausmass an Wertschätzung, Empathie und Fürsorge, geben gleichzeitig aber eine klare Struktur und Regeln
vor.
- Vernachlässigender / zurückweisender Erziehungsstil: Die Eltern zeigen kaum Kontrollen und geben keine Strukturen vor. Sie verhalten sich dazu in einem hohen Mass zurückweisend, sind
distanziert den Kindern gegenüber und investieren kaum Zeit und Anstrengung für die Bedürfnisse der Kinder. Sie fühlen sich wenig dem Kind verpflichtet.
- Autoritärer Erziehungsstil: Die Eltern zeigen ein sehr hohes Mass an Kontrolle und geben sehr viele, strenge Strukturen/Regeln vor, die nicht hinterfragt werden dürfen. Sie sind gegenüber den Kindern sehr zurückweisend und stark kontrollierend. Bei unerwünschtem Verhalten wird hart bestraft. Die Bedürfnisse der Kinder haben wenig Platz.
Welche Art der Erziehung man ausübt, hängt stark mit der eigenen Persönlichkeit und den Erfahrungen zusammen, die man gemacht hat. Studien zeigen sehr klar auf, dass der autoritative
Erziehungsstil der Angemessenste ist, wenn man möchte, dass sich das Kind positiv entwickeln kann. Hier geht es natürlich vor allem um eine Haltung dem Kind gegenüber. Autoritative ErzieherInnen
kombinieren viel Wärme und Liebe gegenüber dem Kind mit der Förderung der Autonomie (sie geben den Kindern Freiräume, selbst auszuprobieren). Sie setzen altersentsprechend Grenzen und bestehen
konsequent darauf. Kinder, die einen solchen Erziehungsstil erfahren durften, zeigen gegenüber anderen weniger Problemverhalten, ein besseres Selbstwertgefühl, vielfältige soziale
Fertigkeiten, eine grosse Hilfsbereitschaft und bessere Schulleistungen.
Es lohnt sich, als Eltern immer wieder zu reflektieren und gemeinsam zu diskutieren, was man sich für seine Kinder wünscht. Dies hilft, sich in jeder Situation bewusst zu machen, welche Reaktion angemessen wäre. Dazu passt das Zitat „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“.
Quelle:
Fuhrer, U. (2007). Erziehungskompetenz. Bern: Huber.
small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung
Januar 2020
Lea Catenazzi
Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche FSP