Das erste Lebensjahr ist für das gesamte weitere Leben sehr entscheidend. Dies mag auf den ersten Blick nicht ganz logisch klingen, denn die Neugeborenen schlafen sehr viel, wirken unbeholfen und viele denken, sie nehmen noch nicht bewusst wahr, was um sie herum geschieht. Warum ist denn das erste Lebensjahr so wichtig? Es ist nicht nur so, dass die Säuglinge auf die Bezugspersonen angewiesen sind, um das leibliche Wohl zu gewährleisten. Wie jeder Mensch sind sie soziale Wesen, die nur gedeihen können, wenn sie eine Bindung zu mindestens einer Bezugsperson aufbauen können. Aus vielen Studien weiss man, dass der Wert einer sicheren Bindung enorm hoch ist für die gesamte weitere Entwicklung des Menschen. Sie sagt die Qualität der Beziehung zu Familienmitgliedern und Gleichaltrigen voraus sowie schulische Fähigkeiten und hat langanhaltende Auswirkungen (Siegler et al., 2008). Der Grundstein für die sichere Bindung zu einer/mehreren Bezugsperson/en wird im ersten Lebensjahr gelegt.
Eine sichere Bindung wird definiert als: „Ein Bindungsmuster, bei dem ein Kind eine qualitativ hochwertige, relativ eindeutige Beziehung zu seiner Bindungsperson hat. Wenn Kinder
sicher gebunden sind, können sie ihre Bezugsperson als sichere Basis für die Erkundung ihrer Umwelt nutzen.“ (Siegler, R. et al. 2008)
Wie schaffen es Eltern, eine sichere Bindung zu ihrem Säugling aufzubauen? Sie sollten sich immer wieder Zeit nehmen, vertraut mit dem Kind zu werden. D.h. zusammen Zeit verbringen, mit dem
Säugling sprechen, ihn beobachten, kuscheln und das Kind nah am Körper tragen. Versuchen Sie immer wieder herauszufinden, was ihr Kind mag, was es nicht mag und was es gerade braucht, um
zufrieden zu sein. Haben Sie keine Angst, das Kind zu verwöhnen – ich sage immer, im ersten Jahr kann man kein Kind verwöhnen, im Gegenteil: Es ist wichtig, dass Sie auf möglichst alle
Bedürfnisse eingehen. Auch empfehle ich, auf Bedürfnisse des Säuglings möglichst prompt zu reagieren. Sei es eine volle Windel, Hunger, Müdigkeit, Langeweile oder das Bedürfnis nach Nähe. Aus
meiner Sicht ist es nicht entscheidend, dass die Eltern jede Kleinigkeit richtig machen. Fehler und Unsicherheiten haben Platz, solange die Eltern sich immer wieder bewusst sind, was das
Wichtigste ist: Liebevolle Fürsorge und Interesse für das Kind und seine Bedürfnisse. Davon können die Säuglinge nicht genug bekommen. Es gibt ihnen Sicherheit, die Welt zu erkunden und es macht
sie stark fürs Leben.
Für die familienergänzende Betreuung des Säuglings bedeutet dies, dass es wichtig ist, dass Sie als Eltern den Betreuungspersonen in der KiTa möglichst viele Informationen betreffend den
Bedürfnissen ihres Kindes mitteilen. Die Betreuungspersonen der KiTa gehen individuell auf den Säugling ein und gestalten den Tag so, dass der Säugling sich möglichst wohl fühlen kann und
Gegebenheiten wie zu Hause vorfindet (z.B. wo/wie er einschläft, was/wann er gerne isst usw.). Dazu ist die Eingewöhnung sehr wichtig, die viele Gelegenheiten bietet, sich gegenseitig
kennenzulernen und wichtige Informationen auszutauschen. Da Sie ihr Kind am besten kennen, hilft dieses Wissen sehr, auch die KiTa - Betreuung ganz nach den Bedürfnissen des Kindes zu
richten.
Natürlich sind auch die weiteren Jahre eines Kindes sehr wichtig. Die elterliche Erziehungsqualität und die Sensibilität für die Bedürfnisse des Kindes sind auch später sehr entscheidend. Die Basis für vieles wird aber im ersten Lebensjahr gelegt. Es lohnt sich also, im ersten Jahr besonders darauf zu achten, die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und vertraut miteinander zu werden. So vergeht das erste Lebensjahr wie im Flug und man staunt am Ende, was das Kind in nur einem Jahr bereits gelernt hat.
Bei Fragen oder Anregungen dürfen Sie gerne per Mail auf mich zukommen.
small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung
März 2020
Lea Catenazzi
Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche FSP