Die Vögel zwitschern, das Laub raschelt unter den Füssen und in der Nase liegt der Geruch von feuchtem Holz… Der Aufenthalt im Wald gehört in den Kitas mindestens in den Frühlings- und
Sommermonaten zum regulären Ausflugsprogramm. Und dies mit gutem Grund! Leider ist die Natur / der Wald als selbstverständlicher Bestandteil jeder Kindheit in den letzten Jahren immer mehr in den
Hintergrund gerückt und es besteht die Tendenz, den Kindern immer mehr Tätigkeiten in geschützten Räumen anzubieten. Dies ist bedauerlich, da der Wald enorm viele Vorteile bietet und den Kindern
ein vielfältiges Repertoire an Aktivitäten zeigt, die ihre gesamtheitliche Entwicklung fördert und das Immunsystem stärkt.
Wie fördert der Wald die Entwicklung des Kindes?
Kleinkinder haben ein enormes Bewegungsbedürfnis. Der Aufenthalt im Wald wird dem gerecht. Durch die unebenen Flächen, Wurzeln und Steine wird der Gleichgewichtssinn trainiert und das Kind erlangt Sicherheit in seinen grobmotorischen Bewegungen. Wichtig ist, das Kind frei laufen/ sich bewegen zu lassen und es nicht die ganze Zeit im Wagen /Tragevorrichtung herumzuführen. Auch Säuglinge können sich mit geeigneter Kleidung auf dem Waldboden bewegen. Beim Erkunden der Naturmaterialien und beim Sammeln machen die Kinder verschiedenste sensorische Erfahrungen und alle Sinne werden angeregt. Im gemeinsamen Gespräch über den Wald, was man darin hört, sieht, riecht, fühlt, wird der Wortschatz erweitert und die sprachlichen Fähigkeiten ganz nebenbei gefördert. Die Kinder können im Wald auch ihre Selbstwirksamkeit spüren, indem sie erfahren, dass durch ihr Handeln eine Wirkung in der Umgebung erzeugt wird. Z.B. wenn ein Kind Blätter aufhebt und diese in die Luft fliegen lässt oder wenn das Kind einem Käfer hilft, den Weg zu überqueren. Da der Wald keine fixen Vorgaben zu Aktivitäten macht, wird zudem die Kreativität angeregt – es werden Ideen gesammelt, verrückte Zwergenhäuschen konstruiert oder Naturmaterialien zu Kunstwerken verwandelt. Das Kind wird gestärkt durch das freie Handeln und Experimentieren ohne starre Vorgaben eines Endprodukts.
Welche Aktivitäten können im Wald angeboten werden?
Für Eltern, die wenig Erfahrung mit dem Wald haben hier noch ein paar Ideen für die Anregung der Kinder:
- Naturmaterialien sammeln und auf dem Waldboden ein Kunstwerk hinlegen
- Naturmusik: z.B. mit einem Ast in der Natur Musik machen (Bäume, Steine erklopfen, Rhythmen spielen usw.)
- Lauschen: Die Augen schliessen und lauschen, welche Geräusche hörbar sind. Gemeinsam mit dem Kind innehalten.
- Hütten bauen – oder falls die Fläche fehlt – kleine „Zwergen-Häuschen/-Gärten“ bauen
- Barfusslaufen über verschiedene Untergründe, z.B. auch „blind“ mit Begleitung einer anderen Person
- Spuren auf dem Boden suchen, wem gehört wohl diese Spur?
- Tiere entdecken/suchen
- Gemeinsam ein Feuer machen (bei einer Feuerstelle)
Gerade im Sommer, wenn die Temperaturen stark ansteigen, ist der Wald auch ein geeigneter Ort zur Abkühlung. Dies kann eine gute Alternative sein zur Badi, welche für Kleinkinder und Säuglinge
oft zu viele Eindrücke bietet und sehr laut ist. Ein Aufenthalt im Wald kann dazu beitragen, dass Kinder ausgeglichener sind und erfüllt nach Hause zurückkehren.
Sicherheitstechnisch ist der Schutz vor Zeckenstichen wichtig, d.h. die Kinder sollten möglichst lange Hosen und Oberteile tragen, die Socken über die Hosen ziehen und allenfalls einen Zeckenspray auftragen. Die Kontrolle des Körpers nach Stichen nach dem Aufenthalt ist dabei ebenso sehr wichtig.
Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Entdecken des Waldes.
Quellen:
- Richard-Elsner, C. (2018). Draussen spielen – ein unterschätzter Motor der kindlichen Entwicklung. Gefunden unter: https://www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=101b7616-94bd-9b27-5019-a72d94ee466e&groupId=252038
- Bild: AdobeStock
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small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung
Juli 2022
Lea Catenazzi
Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche FSP