Das Thema Schlaf ist eines der meistdiskutierten Themen bei Eltern von Säuglingen und Kleinkindern. Die Kinder schlafen lange nicht ein oder sie wachen ständig auf oder sie möchten nicht alleine schlafen usw. Das Diskussionsbedürfnis kommt nicht von ungefähr – alle Neueltern werden in den ersten Jahren ihres Schlafs beraubt und die meisten kommen früher oder später an ihre Grenzen und fragen sich, ob sie etwas falsch machen. Oft wird dann mit anderen Familien verglichen, was noch mehr verunsichern kann.
Gleich vorweg möchte ich festhalten, dass der Schlaf und das Schlafbedürfnis eines der individuellsten Dinge ist bei Kindern und deshalb ein Vergleich oder eine Normvorstellung zu unnötigem Stress führen kann. Dennoch möchte ich ein paar wichtige Fakten zum Thema aufzeigen und ein paar Tricks und hilfreiche Ideen auflisten, damit man den Übergang in den Schlaf etwas erleichtern kann.
Fakten zum Schlaf bei Kleinkindern
- Die biologische Reifung des Gehirns und die soziale Entwicklung führen zu altersspezifischen Eigenheiten des kindlichen Schlafverhaltens. Z.B. wechseln Säuglinge unregelmässig über den Tag und die Nacht hinweg zwischen wachem und schlafendem Zustand.
- Die meisten Kinder haben einen starken Drang zur Regelmässigkeit und melden sich oft etwa zur gleichen Zeit mit ihren Bedürfnissen. Sie benötigen aber einen regelmässigen Tagesablauf (wann wird gegessen, wann wird geruht, wann sind wir aktiv usw.), der von den Eltern vorgegeben wird, um diesem Bedürfnis gerecht zu werden.
- Es bestehen grosse Unterschiede im Schlafbedarf bei Kindern. Die Differenz des Bedarfs bei Kindern kann bis zu 6 Stunden ausmachen (meistens zwischen 10 und 16 Stunden pro 24 Stunden). Wenn das Kind länger im Bett bleiben muss, als es tatsächlich einen Schlafbedarf hat, kann es zu Einschlaf- oder Durchschlafstörungen kommen.
- Während der ersten 6 Monate sind die Kinder vorwiegend auf nächtliche Mahlzeiten (Stillen, Schoppen) angewiesen. Ab dem 6. Monat kann man das Kind langsam daran gewöhnen, ohne Nahrungszufuhr während dem nächtlichen Schlaf auszukommen.
- Säuglinge und Kleinkinder erwachen während der Nacht mehrmals auf. Dies gehört zum normalen Schlafverhalten. Wie das Kind abends eingeschlafen ist, bestimmt wesentlich, ob es beim nächtlichen Erwachen Unterstützung benötigt, um wieder einzuschlafen.
- Viele Kinder möchten im Verlauf des zweiten Lebensjahres nicht mehr alleine schlafen. Wenn sich die Eltern nicht gestört fühlen, spricht nichts gegen ein Familienbett.
Hilfreiche Inputs
- Das Kind soll so viel schlafen, dass es während der Wachphasen zufrieden und an seiner Umwelt interessiert ist (dies ist das Zeichen, dass sein Schlafbedarf gedeckt wurde).
- Bei Unsicherheiten, wie gross der Schlafbedarf des Kindes ist, hilft ein Schlafprotokoll (Schlafbedarf über 24 Stunden zusammenrechnen = Schlafbedarf des Kindes).
- Versuchen Sie, dem Kind einen mehrheitlich regelmässigen Tagesablauf zu gewährleisten (Mahlzeiten, Aktivitäten, Ruhezeiten immer ungefähr zum gleichen Zeitpunkt). Dies hilft dem Kind, auch beim Schlafen eine gewisse Regelmässigkeit zu erlangen.
- Ein immer gleich ablaufendes Zubett-Geh-Ritual hilft dem Kind beim Ein- und Durchschlafen (z.B. Pyjama anziehen, Zähne putzen, Geschichte am Bett erzählen, Schlaflied singen und verabschieden). Das Abdunkeln des Zimmers hilft dem Kind, sich zu entspannen und in den Schlaf zu finden.
- Die sicherste Art zu schlafen für ein Kind während des ersten Lebensjahres ist auf dem Rücken im eigenen Bett mit fester Matratze, rauchfreier Umgebung, Vermeidung von Überwärmung, Stillen und Verwendung eines Nuggis. Das Bett kann allenfalls im Zimmer der Eltern stehen oder an das Bett der Eltern als Beistellbett gestellt werden.
Schlafen Sie gut und so viel sie können! Das Schlafverhalten vereinfacht / entspannt sich bei den meisten Kindern mit den Jahren stetig. Wenn Sie dennoch Unsicherheiten im Umgang mit dem Schlafbedürfnis Ihres Kindes haben, dürfen Sie sich an die Mütter- und Väterberatung ihres Wohnortes wenden und werden dort beraten.
Quellen:
- Benz, C. & Jenni, O. (2014). Schlafstörungen bei Kindern. Ein Ratgeber für unruhige Kindernächte. Kinderspital Zürich – Eleonorenstiftung: Zürich. Gefunden unter:
- https://www.kispi.uzh.ch/d3/1042/schlafst%C3%B6rungen-bei-kindern?id=1042
- https://www.swissmom.ch/de/kind/schlafen/wie-viel-schlaf-braucht-ein-kleinkind-13575
- Bild: AdobeStock
Bei Fragen oder Anregungen dürfen Sie gerne per Mail auf mich zukommen.
small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung
August 2022
Lea Catenazzi
Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche FSP