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Von der Muttermilch zur festen Nahrung: Wie lernt ein Kind essen?

Das erste Lebensjahr ist in vielerlei Hinsicht ein sehr spannendes, ereignisreiches Jahr für den Säugling und auch für die Eltern. Eine der zentralen Herausforderungen und Aufgaben ist es, in diesem Jahr «essen» zu lernen. Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie ein frisch geborenes Kind Muttermilch oder Milch aus einem Schoppen trinkt und komplett abhängig ist von Bezugspersonen und ein Jahr später mit allen anderen am Tisch sitzt und selbständig mit den Händen vom Tisch mitisst. Für die Eltern stellen sich diesbezüglich oft viele Fragen: Wann soll ich meinem Kind den Brei anbieten? Isst/trinkt es genug? Wie soll ich es an die feste Nahrung gewöhnen?

Die Kita gestaltet diesen Prozess jeweils zusammen mit den Eltern. Nicht selten bemerken die Betreuungspersonen das Interesse des Kindes am Essen vom Tisch und besprechen dann mit den Eltern, ob man einen Versucht wagen soll. Für die Kinder ist es jedesmal ein enormes Erfolgserlebnis, wenn sie wie die Grossen auch vom Tisch essen dürfen. 

 

 

Im Folgenden soll der Prozess des «Essen lernen» im ersten Lebensjahr aufgezeigt werden und einige oft gestellte Fragen geklärt werden:

Geburt bis 4/6 Monate:

Der Säugling trinkt ausschliesslich Muttermilch oder Säuglingsanfangsmilch aus dem Schoppen. Wie viel und wie oft ein Säugling am Tag/in der Nacht trinkt ist sehr unterschiedlich. Bis zu 12 Mal in 24 Stunden trinkt ein Säugling. Wichtig ist, dass das Kind nach Bedarf gefüttert wird.


Zwischen 5.-7. Monat:
Dem Säugling wird das erste Mal Brei angeboten. Meistens können dann die Säuglinge sitzen, zeigen Interesse am Essen auf dem Tisch und nehmen Dinge in den Mund. Man startet üblicherweise mit einem Gemüsebrei (Karotten/Süsskartoffeln o. Ä.), der ungewürzt angeboten wird. Zu Beginn isst der Säugling wenige Löffel und bekommt danach noch Milch zur Sättigung. Die Menge wird dann immer mehr. Dem Brei wird dann noch ein Esslöffel Öl hinzugefügt und die Gemüsepalette wird immer mehr erweitert, später auch mit Fleisch, Fisch oder Ei.

Zwischen dem 6.-8. Monat:
Der zweite Brei wird eingeführt. Meistens ist dies der Zvieri-Brei. Man wählt dazu einen Früchtebrei, mit oder ohne Getreidezusatz.

Zwischen dem 7.-9. Monat:
Der dritte Brei wird eingeführt, ein Getreide-Milch-Brei am Abend. Sobald das Kind alle drei Breie isst, wird es meist nur noch morgens und abends gestillt/bekommt einen Milchschoppen. Nun gibt man dem Kind zu den Breimahlzeiten Wasser/ungesüssten Tee zum Trinken dazu (ca 2dl pro Tag). Die Breie müssen nun nicht mehr ganz fein püriert werden. Zusätzlich kann man beginnen, dem Kind Fingerfood anzubieten.

Zwischen dem 10. – 12. Monat:
Der Übergang zum Essen vom Tisch wird gemacht. Dem Kind wird das Essen vom Tisch angeboten, möglichst klein geschnitten/in kleinen Häppchen, damit das Kind langsam lernt, feste Nahrung zu kauen/im Mund zu verarbeiten (z.B. Risotto, klein geschnittene Spaghetti, weich gekochtes Gemüse usw.). Bei Bedarf wird es morgens und abends noch gestillt/bekommt einen Milchschoppen.

Was mache ich, wenn das Kind nur wenig vom Brei isst?
Solange das Kind noch sehr wenig vom Brei isst/man das Gefühl hat, es ist nicht satt, bekommt es nach der Breimahlzeit noch eine Milch/die Brust angeboten, damit es gesättigt ist.

Wie merke ich, dass das Kind satt ist?
Wenn das Kind den Kopf wegdreht, den Mund geschlossen hält oder das Essen wieder aus dem Mund lässt, ist es wahrscheinlich satt. Die Kinder essen sehr unterschiedlich viel, haben aber individuell meist ein gutes Gefühl, wann sie satt sind.

Wie merke ich, dass das Kind bereit ist, vom Tisch zu essen?
Die Kinder signalisieren oft sehr klar, dass sie interessiert sind daran, was auf dem Tisch ist/gegessen wird von den anderen. Es lohnt sich, die Kinder schon möglichst bald mit an den Tisch zu nehmen, z.B. mit einem hohen Babysitz für den Tisch. Wichtig ist, dass man auf das Interesse der Kinder eingeht und ihnen etwas  Unbedenkliches in die Hand gibt, das sie in den Mund nehmen dürfen (z.B. weich gekochtes Gemüse, Brotrinde usw.). So üben sie Schritt für Schritt, mit fester Nahrung umzugehen.

Was mache ich, wenn ich unsicher bin bei der Essentwicklung meines Kindes?
Die Mütter-Väter-Beratung berät die Eltern gerne bei Fragen rund um das Thema Essen/Ernährung.

Quellen:

  • Hayer, A. (2018). Ernährung im ersten Lebensjahr. Bern: Gesundheitsförderung Schweiz.
  • Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (2020). Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern.

 

Bei Fragen oder Anregungen dürfen Sie gerne per Mail auf mich zukommen.

 

small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung

März 2024

Lea Catenazzi
Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche FSP