Es gibt in den Kitas immer mal wieder ein Kind, das andere Kinder oder Betreuungspersonen beisst. Meistens geht dieses Verhalten nach einer Zeit wieder vorbei. Dennoch ist es oft eine grosse Herausforderung, mit diesem Verhalten umzugehen, da es ganz anders bewertet wird, als z.B. schlagen oder schubsen und für viele eine starke Grenzüberschreitung darstellt. Meistens tritt das Beissen zwischen dem Alter von zwölf Monaten und drei Jahren auf.
Es ist ein Teil der kindlichen Entwicklung, die Welt auch mit dem Mund zu erforschen. Es ist deshalb unerlässlich, dass man die Kinder gut beobachtet und Situationen analysiert, in denen das Kind vermehrt zubeisst. Denn für das Beissen gibt es verschiedene mögliche Ursachen. Einerseits kann es ein entwicklungspsychologisches Phänomen sein, z.B. weil das Kind entdeckt, dass sein Handeln eine Wirkung hat und etwas passiert, wenn man jemanden beisst. Oder die Umgebung kann entscheidend sein, wenn Kinder z.B. überreizt werden und keine Rückzugsmöglichkeiten haben. Oder das Beissen kann ein Ausdruck von Emotionen, wie Frustration sein, wenn das Kind sich sprachlich noch nicht sehr gut ausdrücken kann.
Mögliche Ursachen
- Zahnen/ Mundmotorische Erfahrungen: Das Kind benötigt mundmotorische Reize, wie z.B. kühle Spielsachen, die man in den Mund nehmen darf.
- Aufmerksamkeit suchen: Das Kind sucht mit seinem Verhalten Aufmerksamkeit.
- Ausdrucksmöglichkeit: Das Kind kann sich sprachlich noch nicht sehr gut ausdrücken und wählt das Beissen als Ausdrucksform von Frust/Wut.
- Imitation: Das Kind imitiert ein anderes beissendes Kind
- Soziale Nähe und Distanz entdecken: Das Kind fühlt sich bedrängt von einem anderen Kind, das ihm zu nahe kommt.
- Stress reduzieren: Das Kind ist überreizt, gestresst oder freudig erregt und kann dies noch nicht adäquat ausdrücken.
Umgang
- Sich dem gebissenen Kind zuwenden: Trösten, allfällige Wunde versorgen
- Zeitnahe Reaktion: Sofort danach den Kontakt mit dem beissenden Kind suchen (innerhalb von 1-2 Minuten) und klar äussern, dass dies dem anderen Kind weh getan hat. Dann die Situation beschreiben (z.B. du hast ihn gebissen, weil er dein Spielzeug genommen hat) und eine Alternative anbieten (z.B. « du kannst sagen: Nein, stopp).
Kleine Kinder können noch keine Perspektivenübernahme machen. Sätze wie «du hättest es doch auch nicht gern, gebissen zu werden» sind deshalb kaum wirkungsvoll.
Insgesamt bleibt das Beissen ein Phänomen, das bei einigen Kindern zur Entwicklung dazugehört. Wichtig ist der Umgang damit. Wenn wir die Kinder gut beobachten und mögliche Ursachen ausfindig machen, können wir dem Kind gezielt helfen. Klar ist, dass kein Kind aus Bösartigkeit beisst. Es ist immer eine Ausdrucksmöglichkeit, weil das Kind in der Situation keine alternative Ausdrucksweise kennt.
Quellen:
- Kaufmann, L. (2017). Wenn kleine Kinder beissen. Informationen für Institutionsleitungen im Vorschulbereich. Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt: Basel.
Bei Fragen oder Anregungen dürfen Sie gerne per Mail auf mich zukommen.
small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung
Mai 2024
Lea Catenazzi
Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche FSP